Acker

Norman Gentsch/Leibniz Universität Hannover

Bodentiere bestimmen und erforschen

Bodentiere erfahren trotz ihres enormen Nutzens als Ökosystemdienstleister bisher nur wenig Beachtung. Dabei ist die Beteiligung von Bürgerwissenschaftler*innen an der Erfassung und Erforschung von Bodentieren gerade jetzt enorm wichtig, um z. B. den Einfluss des Menschen auf die Artenvielfalt im Boden flächendeckend dokumentieren zu können. Ein neues Bestimmungstool soll den Zugang zur Welt der Bodentiere mit Hintergrundinformationen und reich bebilderten, interaktiven Bestimmungsschlüsseln erleichtern.

Bodentiere in Gefahr

Sie zersetzen, sie schichten um, sie belüften, sie düngen, sie bauen Schadstoffe ab: Auf und im Boden lebende Organismen leisten einen wichtigen Beitrag zur Bodenbildung und zur Aufrechterhaltung der Bodenfruchtbarkeit.
Anika Neu Senckenberg Museum für NaturkundeMehr zu Anika Neu ? Dabei wird nicht nur auf Klasse, sondern auch auf Masse gesetzt: In gesundem Boden leben in einem Kubikmeter mehr Organismen, als es Menschen auf der Erde gibt. Dazu gehören neben vielen Mikroorganismen, wie einigen Pilzarten und Bakterien, auch kleine und größere Bodentiere wie Milben, Ameisen oder Regenwürmer. Dennoch: So wie die Böden, leiden auch die Bodentiere unter den Folgen des direkten und indirekten Einflusses menschlicher Aktivitäten. Dürre, die Verdichtung der Böden und der Eintrag von Düngemitteln und Pestiziden setzen den teils empfindlichen Bodentierarten zu und können für einen Rückgang oder eine räumliche Umverteilung der Tiere sorgen. Hinzu kommen Arten, die vom Menschen eingeschleppt werden und sich zur Konkurrenz für die heimische Bodenfauna entwickeln können. Umso wichtiger ist es, dass sich Bodenzoolog*innen einen genauen Überblick über Vorkommen und Verbreitung der Bodentiergruppen verschaffen. Und dies gelingt am besten mit der Hilfe von engagierten Bürgerwissenschaftler*innen. Das Bestimmen der teils kleinen Tiere ist allerdings nicht immer ganz einfach. Denn oft sind die Bodentiere selbst kaum mit bloßem Auge zu erkennen oder die Merkmale, die eine Art von der anderen unterscheiden, werden nur durch optische Hilfsmittel (z.B. Lupe) sichtbar.

Logo Bodentierhochvier

Senckenberg Museum für Naturkunde

Porträtbild Anika Neu

Porträtbild Anika Neu

Anika Neu

Bodentiere bestimmen mit interaktivem Bestimmungsschlüssel

Damit die Welt der Bodentiere trotzdem Einzug in die Bürgerwissenschaften erhält, wurde am Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz im Rahmen des Verbundprojektes „museum4punkt0“ ein Citizen-Science-Projekt ins Leben gerufen und das Bodentierportal „BODENTIERhoch4“ entwickelt. Über einen interaktiven Bestimmungsschlüssel via Webportal und App wird interessierten Bürgerwissenschaftler*innen ermöglicht, Bodentiere mittels vereinfachter und bebilderter Merkmalsabfragen zu erkennen und zu erfassen. Der Fokus liegt dabei auf Landasseln, Hundert- und Doppelfüßern. Die Funddaten fließen nach einem Check durch fachkundige Bodenzoolog*innen in eine öffentliche, wissenschaftliche Datenbank (https://portal.edaphobase.org/) ein. Mittels Webportal (bereits seit August 2020) und App (seit Mai 2021) tragen Bürgerwissenschaftler*innen durch Fundmeldungen dazu bei, flächendeckend Informationen zur Verbreitung und Ökologie von Bodentieren zu sammeln und langfristig Veränderungen sichtbar zu machen. Im Sinne von Konrad Lorenz „Man schützt nur, was man liebt, man liebt nur, was man kennt“ soll “BODENTIER hoch 4“ das Interesse am Bodenleben wecken, die Bedeutung des Lebensraumes verdeutlichen und durch ein erhöhtes Bewusstsein der Nutzer*innen zum Bodenschutz beitragen.