Auch wenn es nicht so scheint, Böden sind Hotspots des Lebens. So befinden sich in einer Hand voll Boden mehrere Milliarden Organismen, welche in einem komplexen Zusammenspiel entscheidend zur Funktion und Fruchtbarkeit von Böden beitragen. Daher ist es zwingend notwendig die unsichtbare Artenvielfalt in Böden zu schützen.
Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint, Böden sind durchsetzt mit Leben. Sie beherbergen eine enorme Menge an Organismen. Neben Mäusen, Hamstern und Maulwürfen, gehört der Regenwurm zu den bekanntesten Bodenbewohnern.
Diese bilden aber nur die Spitze des Eisberges hinsichtlich der gigantischen biologischen Vielfalt in Böden. So stellen Böden auch den Lebensraum für zahlreiche Insekten (Käfer, Ameisen, Ohrwürmer, Springschwänze), Spinnen und Milben, Fadenwürmer, Krebstiere (Asseln), Tausendfüßer, sowie Schnecken dar. Viele dieser Organismen sind nur schwer mit dem bloßen Auge zu entdecken. Der größte Teil der Bodenorganismen ist für uns sogar völlig unsichtbar und besteht aus Kleinstlebewesen (Mikroorganismen) in der Größenordnung von wenigen Mikrometern. Dazu gehören Protisten (Geißeltierchen, Amöben, Schleimpilze und Bodenalgen), sowie Pilze, Bakterien und Archaeen. Die Gesamtheit aller tierischen und pflanzlichen Bodenlebewesen wird als Edaphon bezeichnet und macht etwa fünf Prozent des organischen Materials im Boden aus.
Böden sind sehr komplexe Lebensräume. Die Lebensbedingungen können innerhalb kleinster Abstände stark variieren. Wo in einer Bodenpore ausreichend Wasser, Nährstoffe und Sauerstoff vorliegen, können diese Komponenten in einer, nur wenige Millimeter entfernten Pore zum Mangelfaktor werden. Dadurch stellt ein- und derselbe Boden nicht einen einzelnen Lebensraum dar, sondern umfasst ein Bündel an unzähligen verschiedenen Mikro-Lebensräumen. Dieses charakteristische Merkmal von Böden ermöglicht die enorme Vielfalt an Organismen, von denen viele sogar noch völlig unbekannt sind.
Neben den räumlichen Unterschieden weisen die Lebensbedingungen auch eine hohe zeitliche Variabilität auf. Insbesondere in den oberen Bodenschichten kommt es zu stetigen Veränderungen der Temperatur, der Feuchte und der Verfügbarkeit von Nährstoffen. An diese Schwankungen müssen Bodenlebewesen angepasst sein. Bewegliche Organismen können ungünstige Bedingungen, wie z.B. Trockenheit, umgehen, indem sie sich in tiefere Bodenschichten zurückziehen. Weniger oder nicht bewegliche Organismen müssen dagegen mit den vorherrschenden Bedingungen leben. Viele Organismen, insbesondere Mikroorganismen, sind dadurch in der Lage ihren Stoffwechsel anzupassen. Bei schlechten Bedingungen gehen sie in einen Ruhezustand über, den sie solange beibehalten bis sich die Bedingungen wieder verbessert haben. Welche Bedingungen dabei günstig oder ungünstig sind, hängt stark vom jeweiligen Organismus ab. Deshalb sind niemals alle im Boden befindlichen Arten und Organismen aktiv, sondern immer nur der Teil, für den die aktuell gegebenen Bedingungen günstig sind.